Meine erste Fotoausstellung "The suit" in meinem Fotoatelier

Meine erste kleine Ausstellung „The suit“ – Latex unter der Oberfläche
Es war kein großer Raum, keine Scheinwerfer, keine Laudatio. Und doch war es für mich ein großer Moment: meine erste eigene Fotoausstellung. Klein, leise – aber ehrlich. Der Titel stand schnell fest:
„The suit“
Das Konzept? Einfach. Und doch voller Bedeutung.
Ein Mann im Anzug. Weißes Hemd. Krawatte. Seriös. Funktional. Nichts Ungewöhnliches auf den ersten Blick. Und doch: Unter der formellen Kleidung trägt er Latex. Eng. Glänzend. Nah an der Haut. Im Verborgenen. Die Fotos erzählen diese Geschichte – Bild für Bild öffnet er sich mehr. Nicht nur körperlich, sondern emotional. Sichtbar wird, was sonst verdeckt bleibt.
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Was ist sichtbar – und was nicht?
Die Serie beginnt harmlos: ein Porträt, neutral, klassisch. Ein Mann wie viele. Doch mit jedem Bild verrutscht etwas: Der Hemdkragen öffnet sich. Ein dunkler Glanz blitzt hervor. Die Haltung verändert sich. Etwas drängt nach außen, will gesehen werden – und hat doch jahrelang im Inneren geschwiegen.
Latex ist hier mehr als ein Material. Es steht für etwas Tieferes: für Identität, Fantasie, Verlangen – aber auch für Schutz, Kontrolle, für das, was man nur mit sich selbst teilt. Oder mit jenen, denen man vertraut.
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Latex als zweite Haut – und als Maske
In der Öffentlichkeit tragen wir Masken – aus Höflichkeit, Angst, Konvention. Ein Anzug schützt uns. Er macht uns kompatibel. Lesbar. Doch was passiert, wenn unter dieser Rüstung etwas lebt, das nicht hineinpasst? Etwas, das glänzt, atmet, fühlt?
Für den Mann auf meinen Bildern ist Latex nicht bloß Fetisch. Es ist Teil von ihm – verborgen, aber nicht verheimlicht. Und das ist ein Unterschied. Die Kamera macht sichtbar, was sich sonst im Schatten bewegt: das Spiel zwischen Außenwirkung und innerer Wahrheit.
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Eine stille Einladung
Meine Ausstellung will nicht provozieren. Sie lädt ein – zum Hinsehen, zum Hinterfragen. Was trägst du unter deiner Oberfläche? Was zeigst du der Welt – und was bleibt unsichtbar? Vielleicht geht es in dieser Fotoserie weniger um Latex, als um das, was wir alle verbergen, manchmal aus Angst, manchmal aus Liebe, manchmal aus Notwendigkeit.
Doch was, wenn das Verborgene nicht Schwäche ist – sondern Wahrheit?
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Fazit: Jeder trägt Schichten – nicht nur Kleidung
Diese erste Ausstellung war für mich mehr als ein kreativer Versuch. Sie war ein Schritt in die Sichtbarkeit. Nicht nur für das Motiv auf den Bildern – sondern auch für mich als Künstlerin.
Denn auch ich habe lange gezögert, diesen Teil von mir zu zeigen: Die Faszination für das Unsichtbare, das Spiel mit Identität, das Erzählen über Bilder.
Vielleicht ist Kunst genau das:
Ein Raum, in dem wir all das zeigen dürfen, was sonst verborgen bleibt.
Und vielleicht ist genau deswegen BDSM für mich eine Form von Kunst.